Markanter Patientenzuwachs bei der Stiftung Maria Ebene
Schon kurze Zeit nach dem Neustart der Patientenaufnahme im Krankenhaus Maria Ebene nach der Corona-Krise konnte ein deutlicher Zuwachs an Patienten auf der Warteliste festgestellt werden. Auch die weiteren Einrichtungen der Stiftung Maria Ebene, dem Kompetenzzentrum in Vorarlberg für alle Suchtfragen, verzeichnen deutlich erkennbare Steigerungsraten. Primar Dr. Philipp Kloimstein ist der Überzeugung, dass zudem erst in zwei, drei Jahren große Auswirkungen und die volle Anzahl der zusätzlichen Suchterkrankten ersichtlich sein werden.
Bereits heute zeigt die Corona-Krise ihre Auswirkungen bei der Stiftung Maria Ebene: Es wurden die Therapiekonzepte inhaltlich als auch organisatorisch aufgrund der notwendigen Sicherheitsaspekte stetig adaptiert. So wurden vor einem stationären Eintritt die Patienten unter anderem auf das Coronavirus getestet und die Gruppengrößen für die Therapien mussten verkleinert werden. Noch größere Veränderungen lassen aber die Patientenzahlen erwarten, die auf lange Sicht deutlich ansteigen werden. Bereits während der Lock-down-Phase der Covid-19-Epidemie in Österreich verzeichneten die Beratungsstellen Clean in Feldkirch, Bregenz und Bludenz einen Zuwachs von rund zehn Prozent an neuen Klientinnen und Klienten im Vergleich zur Vorjahresperiode – und das obwohl deren ambulante Suchtbetreuung auf telefonische Beratung umgestellt werden musste. Das Krankenhaus Maria Ebene selbst wurde in dieser Zeit, also von Ende März bis Mitte Mai, als psychiatrisches Notkrankenhaus eingesetzt, sodass nicht der volle Umfang der gewohnten stationären Suchttherapie möglich war. Aber schon heute, nur wenige Wochen nach der teilweisen Wiederöffnung für die Behandlung von Suchterkrankten, zeigt sich am Krankenhaus Maria Ebene ein signifikanter Zuwachs an neuen Patientinnen und Patienten auf der Warteliste für Therapieplätze um rund zwölf Prozent. Mit über zehn Prozent ist die Situation bei der Therapiestation Carina sehr ähnlich.
Krise begünstigt Suchtverhalten
„Suchtverhalten ist häufig eine Reaktion auf große Belastungen. Ähnliche Auswirkungen konnten bereits nach der Finanzkrise 2008 beobachtet werden – vor allem in Ländern mit hoher Staatsverschuldung und schlecht finanziertem Gesundheitssystem. Entsprechende Studien belegen sehr gut, dass die daraus resultierende Arbeitslosigkeit eine Vielzahl psychischer Erkrankungen wie Sucht, aber auch Depressionen und Ängste bis hin zum Suizid begünstigt hat“, erklärt Dr. Philipp Kloimstein, Primar und ärztlicher Leiter der Stiftung Maria Ebene die vermehrte Anzahl an Hilfesuchenden und ergänzt: „Dabei bewirkt bereits die Sorge um den Arbeitsplatz einen erkennbaren Anstieg von Menschen mit psychischen Problemen, was wir auch jetzt in der Corona-Krise wieder erleben.“ Betroffen davon sind in erster Linie die Schwächeren in der Gesellschaft wie psychisch Kranke, bereits Arbeitslose, Menschen mit geringem Einkommen oder suchterkrankte Menschen. „Ein funktionierendes und gut aufgestelltes Sozial- und Gesundheitswesen, wie wir es in Vorarlberg haben, ist daher sehr wichtig, um diesen Menschen effizient helfen zu können und noch größere Folgekosten für die Gesellschaft abzuwehren – aber auch um das subjektive Leid der einzelnen zu mildern“, weiß Dr. Kloimstein. „Die Stiftung Maria Ebene ist österreichweit eine Vorzeigeeinrichtung im Suchtbereich. Das breite Leistungsspektrum von der Gesundheitsförderung über die ambulante sowie stationäre Behandlung bis hin zum Substitutionsangebot ist im deutschsprachigen Raum einzigartig. Dank dieser breiten Ausrichtung sind wir in Vorarlberg grundsätzlich auf die möglichen Auswirkungen und Folgen vorbereitet“, zeigt sich Dr. Kloimstein vorsichtig optimistisch.
Langzeitfolgen noch nicht absehbar
Die erwähnten Zahlen dürften jedoch erst der Anfang sein, wie der Vergleich mit der letzten großen Finanzkrise zeigt. Ein noch wesentlicherer Anstieg an Suchterkrankten kommt demnach zeitverzögert auf uns zu. Davon gehen auch die Verantwortlichen der Stiftung Maria Ebene aus. „Beispielsweise kam es in Spanien zu einer Zunahme von Alkoholismus um sieben Prozent von 2006 bis 2010. Die Langzeitfolgen der Corona-Krise sind also aktuell noch nicht absehbar und werden erst in zwei, drei Jahren in vollem Umfang ersichtlich sein“, so Dr. Kloimstein. Der Primar beobachtet die Situation sehr genau und mit zunehmender Besorgnis: „Dass bereits jetzt ein Patientenzuwachs – darunter auch auffallend viele neue Suchterkrankte – zu verzeichnen ist, sehe ich als erstes Alarmsignal.“
Trotz allem betont der Primar: „Es ist dennoch gut, sich jederzeit mit möglichen Fragen und Problemen an kompetente Stellen zu wenden, wie sie bei den Einrichtungen der Stiftung Maria Ebene vorhanden sind. So können wir möglichst früh helfen und einer schweren Suchterkrankung entgegenwirken.“
Die Zahlen in Kürze:
• Beratungsstellen Clean in Bregenz, Feldkirch und Bludenz: rund 10% mehr PatientInnen/KlientInnen im Vergleich zur Vorjahrsperiode
• Krankenhaus Maria Ebene: rund 12% mehr neue PatientInnen auf der Warteliste
• Therapiestation Carina: über 10% mehr Neuanmeldungen zur Therapie